Juliane Nagel, Marika Tändler-Walenta: Humanitäre Hilfe leisten, anstatt Zäune und Mauern zu errichten, Herr Ministerpräsident!
Zur Aktuellen Debatte auf Antrag der Linksfraktion „Humanitäre Hilfe leisten, anstatt Zäune und Mauern zu errichten, Herr Ministerpräsident!“ erklärt Juliane Nagel, Sprecherin für Asylpolitik:
„Wir werden uns niemals an die Bilder von schutzsuchenden, von frierenden, von notleidenden Menschen gewöhnen! Wir werden uns niemals an illegale Pushbacks, an menschenverachtende Rhetorik gewöhnen! Ministerpräsident Kretschmer greift mit seinen Worten einen Sprachgebrauch auf, der Hass und Misstrauen gegen Geflüchtete säht. Zäune und Mauern werden Flucht und Migration über kurz oder lang nicht aufhalten. Wir werden nicht aufhören, ideell und praktisch an einem humanistischen Gegenentwurf zu arbeiten. Wir fordern einen humanitären Korridor für die notleidenden Menschen in Belarus und Polen, einen Korridor in die Europäische Union. Wir haben Platz in Sachsen, in Deutschland und erst recht in Europa! Die Geflüchteten müssen zügiger verteilt werden – in die anderen Bundesländer, aber auch in die sächsischen Kommunen. Am 30. Juni 2021 waren noch 4.200 Plätze in den Wohnungen frei, die die Landkreise und kreisfreien Städte für geflüchtete Menschen vorhalten (Drucksache 7/7016). Auch in landeseigenen Immobilien stehen mehr als 16.000 Quadratmeter zur Wohnnutzung leer (vgl. Anlage 5, Drucksache 7/7327).“
Marika Tändler-Walenta, Sprecherin für Europapolitik, fügt hinzu:
„Anstatt als Scharfmacher aufzutreten sollte Ministerpräsident Kretschmer, insbesondere aufgrund der geografischen Nähe und auch der politischen Beziehungen zu Polen, den diplomatischen Weg suchen und als Brückenbauer auftreten! Wir lehnen die Politik Lukaschenkos entschieden ab, die Schutzsuchende Menschen als Schachfiguren auf einem geopolitischen Schachbrett einsetzt. Was uns als LINKE aber ganz klar von der CDU und auch von der AfD unterscheidet: Wir haben keine Doppelstandards. Wir lehnen auch die zynische Politik der Regierung in Warschau ab, die glaubt, durch ihr unmenschliches Verhalten an der belarussichen Grenze die gesamte EU nach rechts drücken zu können und menschliche Schicksale zu politischen Druckmitteln macht. Wir haben eine Verantwortung, diesen Menschen zu helfen, sie zu retten. Einerseits vor Hunger und Kälte, anderseits aber auch vor den autoritären Zynikern in Minsk und Warschau.“